Der schöne Mann
Der schöne Mann, den ich dort drüben sehe, verdient eine schöne Frau an seiner Seite. Ich erwarte, dass sie hinter den Bäumen hervortritt, unter denen er auf einer Parkbank platzgenommen hat. Bis sie erschienen ist, bleibt ihm noch Zeit, in einem Buch aus seiner Jackentasche zu blättern. Für diesen Augenblick ist er in Schutz genommen vor der großen Leistung, die die Welt von ihm erwartet, nämlich der schöne Mann einer schönen Frau zu sein. Besäße er seine Schönheit nicht wie einen Mantel, der ihm irgendwann umgehängt wurde, könnte er den Dingen gelassener begegnen – niemand würde einen Anspruch an ihn stellen oder in Gedanken eine passende Ergänzung für ihn suchen. Plötzlich gäbe es etwas Rechtmäßiges, das man ihm vorenthalten könnte Da aber wer nicht schön ist auch nicht immer lieben darf, könnte ihm plötzlich etwas Gewohntes vorenthalten werden. Er weiß nicht, ob ihn das stören würde Ich nehme an, dass ihn das stören würde. Wenn ich der schöne Mann dort drüben wäre, würde ich wohl eine schöne Frau verdienen.
Pierre Lachaise - 30. Jul, 20:39
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@Pierre Lachaise
Art Produkt des Betrachters, der seine eigenen
Vorstellungen vom Lauf der Dinge mit der
nüchternen Wirklichkeit vermengt.
Wenn das stimmt: Was soll diese Geschichte zum
Ausdruck bringen oder welchen Zustand beim
Leser bewirken?
Das größte Problem stellt für mich der Satz
"Plötzlich gäbe es etwas Rechtmäßiges, das man
ihm vorenthalten könnte."
Was ist dieses Rechtmäßige und inwiefern kann
man es ihm vorenthalten, wenn es rechtmäßig
ist und um wessen Recht geht es hier überhaupt?
Es scheint sich hier um eine Art Klagelied des
Betrachters in Prosaform zu handeln, wenn ich
vom ersten Eindruck urteilen darf.
Aber das Wesentliche, was transportiert werden
soll, konnte ich bisher nicht enthüllen.